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Montag, 31. Oktober 2016

Copacabana-Flash *** Die Verlierer von Olympia 2016 in Rio de Janeiro


Die Verlierer von Olympia 2016 in Rio de Janeiro



Da helfen auch keine Stoßgebete. Brasilien braucht dringend Reformen. Ob die allerdings von der derzeitigen Regierung in Angriff genommen werden? 
Absteiger Brasilien
Vom Hoffnungsträger zum Sorgenkind
Kurz vor den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro durchlebt Brasilien die tiefste Krise seiner jüngeren Geschichte. Sinkendes Wirtschaftswachstum, Skandale und Korruption schockieren das Land.
Noch vor wenigen Jahren war Brasilien der Aufsteiger schlechthin. Die Wirtschaft boomte und wuchs um sieben Prozent im Jahr. Brasilien hatte den beliebtesten Präsidenten der Welt, Lula da Silva, mit Zustimmungswerten um die 80 Prozent. Und bald würde die ganze Welt auf das Land blicken. Erst 2014 die Fußball-Weltmeisterschaft und dann 2016 die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro.

Doch es sollte ganz anders kommen. Die weltweite Wirtschaftskrise erreicht auch Brasilien. China fragt weniger Rohstoffe nach, der Ölpreis sinkt und die regierende Arbeiterpartei hat es versäumt die Wirtschaft zu modernisieren. 

Zwar haben da Silva und seine Nachfolgerin Rousseff mit milliardenschweren Sozialprogrammen rund 30 Millionen Brasilianer aus bitterer Armut befreit. Doch fehlende Reformen in der Bürokratie, in der Infrastruktur und dem Rentensystem holen Brasilien heute ein: ein Minuswachstum von 3,8 Prozent im vergangenen Jahr, die Inflationsrate liegt bei über 10 Prozent und Millionen Brasilianer haben ihren Job verloren.

Korruption - die Krake, die alles durchdringt

Gleichzeitig schockierte der Korruptionsskandalum den halbstaatlichen Ölkonzern Petrobras das Land. Die Ermittlungen deckten in den vergangenen Monaten schmerzhafte Wahrheiten auf. Petrobras war jahrelang ein Selbstbedienungsladen für Abgeordnete zahlreicher Parteien, auch der regierenden Arbeiterpartei, weshalb sich mehr als 50 hochrangige Politiker einem Verfahren stellen müssen. Sie sollen Schmiergeldzahlungen in Milliardenhöhe bei der Vergabe von Aufträgen von Petrobras an Bauunternehmen kassiert haben.

"Tschüss meine Liebe". Viele Brasilianer waren unzufrieden mit Dilma Rousseffs Politik und freuten sich über ihre Suspendierung.
"Tschüss meine Liebe". Viele Brasilianer waren unzufrieden mit Dilma Rousseffs Politik und freuten sich über ihre Suspendierung.
Die Wirtschaftskrise und der Petrobras-Skandal haben in den vergangenen Monaten Millionen von Brasilianern auf die Straße getrieben. Immer wieder demonstrierten sie gegen die Regierung. Die konservative Opposition nutzte die Gunst der Stunde, organisierte Mehrheiten im Kongress und leitete ein Amtsenthebungsverfahren gegen Präsidentin Rousseff ein. Sie soll im Staatshaushalt getrickst haben, Korruption wird ihr nicht nachgesagt. Vize-Präsident Michel Temer übernimmt ihr Amt. Damit wird er die Olympischen Spiele am 5. August in Rio de Janeiro eröffnen. Ob Rousseff endgültig abgesetzt wird, entscheidet sich wohl erst nach den Spielen.

Reformen sind dringend notwendig

Interimspräsident Temer soll es nun richten. Doch er präsentierte ein Kabinett, das ausschließlich aus weißen Männern besteht. Keine Frauen, keine Schwarzen. Es ist die alte, konservative Elite, die im 200 Millionen Einwohner zählenden Schmelztiegel Brasilien wieder nach der Macht gegriffen hat.
Ein Reformschub ist dringend notwendig. Das Gesundheitssystem liegt am Boden. Das Zika-Virus hat Brasilien kalt erwischt. In den staatlichen Krankenhäusern fehlt es an Geräten und Kapazitäten.Nicht besser sieht es bei der Bildung aus.


Ein Lehrer an einer staatlichen Schule verdient umgerechnet keine 600 Euro im Monat. In den Gebäuden bröckelt der Putz, und die Dächer sind undicht. In vielen Schulen in Rio de Janeiro findet seit März kein Unterricht statt, weil die Lehrer streiken. Schüler besetzen ihre Schulen, um für bessere Lernbedingungen zu demonstrieren.

Gewalt und Kriminalität steigen wieder an

© Philippe GuinetZDF-Korrespondent Andreas Wunn und sein Team begleiten eine Polizeipatrouille in einer Favela in Rio de Janeiro
ZDF-Korrespondent Andreas Wunn und sein Team begleiten eine Polizeipatrouille in einer Favela in Rio de Janeiro
Gewalt und Kriminalität steigen in weiten Teilen Brasiliens wieder an. Auch in Rio de Janeiro gibt es mehr Überfälle und mehr Morde. Die sogenannte Befriedung von rund 40 Favelas vor der Fußball-WM 2014, mit der die Drogengangs vertrieben und eine feste Polizeipräsenz installiert werden sollte, hat nicht den erhofften Durchbruch gebracht. In vielen dieser Armenviertel gehen Gewalt und Drogenhandel weiter.


Der Sicherheitssekretär von Rio de Janeiro bestätigte dem ZDF im Interview, dass der Anstieg der Kriminalitätsstatistik auch mit der Wirtschaftskrise zusammenhänge. Dem Bundesstaat Rio de Janeiro stehen weniger Finanzmittel zur Verfügung, insgesamt sind weniger Polizisten als bisher auf der Straße.

Es ist ein tristes Bild, das das Olympialand in diesen Tagen abgibt. Die brasilianischen Klischees - Strand, Sonne, Samba, Fußball, Caipirinha - sie wirken plötzlich matt und aufgesetzt.

Da helfen auch keine Stoßgebete. Brasilien braucht dringend Reformen. Ob die allerdings von der derzeitigen Regierung in Angriff genommen werden? 

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