Sponsoring


Gefällt Ihnen der nachfolgende Beitrag? Ja?

... dann unterstützen Sie uns bitte durch den Besuch unserer Sponsoren-Webseiten (rechts neben dem Beitrag) und durch Weiterverbreitung über die am Artikel-Ende sichtbaren SHARE-Buttons!
Vielen, herzlichen Dank!

Mittwoch, 23. April 2014

Gewaltwelle in Rio de Janeiro *** 50 Tage vor Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft



GEWALT IN RIO DE JANEIROAus der Traum vom Frieden

 Von 

In der Nacht zu Mittwoch rebellieren Bewohner einer Favela, nachdem ein junger Nachbar getötet wurde. Foto: afp
Der kurze Frieden in der Rio-Favela Pavão-Pavãozinho endet am Mittwoch in Gewalt. Ganze Straßenzüge in Copacabana verwandeln sich in der Nacht zum Mittwoch zu Kampfzonen, nachdem Bewohner nahe gelegener Elendsviertel gegen den Tod eines jungen Mannes demonstrieren.

Rio de Janeiro
Sieben Wochen vor Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft hat die Welle der Gewalt in Rio de Janeiro die Favelas verlassen und erstmals seit langem wieder bürgerliche Viertel ergriffen, in denen sich Touristen bewegen. Ganze Straßenzüge in Copacabana verwandelten sich in der Nacht zum Mittwoch zu Kampfzonen, nachdem Bewohner nahe gelegener Elendsviertel mit Gewalt ihrer Wut und Trauer über den Tod eines jungen Mannes demonstrierten – wobei ein weiterer Mann, offenbar durch einen Querschläger, ums Leben kam. Den Favela-Bewohnern zufolge hatte die Polizei den 26-Jährigen zu Tode geprügelt. Die Polizei bestreitet diese Darstellung.

Der Tod von Douglas Rafael da Silva Pereira sprach sich am Dienstagnachmittag in der Favela Pavão-Pavãozinho schnell herum. Der junge Mann war im Treppenhaus einer Kinderkrippe gefunden worden – ohne Schusswunden. Die spätere Untersuchung der Leiche ergab, dass er an einer Lungenblutung gestorben war, die durch „Stich- und Schlag-Tätigkeit“ im Bereich seines Brustkorbs ausgelöst wurde. Verschiedene Rippen waren gebrochen. Die Mutter des Getöteten, eine Krankenschwester, sagte der Presse, die Leiche ihres Sohnes sei voller Stiefelabdrücke gewesen.

Die Favela liegt an den Hängen und auf den Bergen direkt oberhalb der Viertel Copacabana und Ipanema. Aus Empörung über den – vermeintlichen oder tatsächlichen – Übergriff der Polizei kamen zahlreiche Bewohner den Berg herunter und errichteten an der Auffahrt Barrikaden aus Gummireifen, Supermarkt-Karren und Verkaufswagen.

Der Tumult am frühen Abend sorgte für Aufregung in Copacabana und Ipanema und schien kein Ende nehmen zu wollen. Ein U-Bahn-Zugang wurde geschlossen, die wichtigste Verkehrsader Copacabanas war bis spät in die Nacht für insgesamt fünf Stunden geschlossen, was lange Staus nach sich zog. Favela-Bewohner, die von der Arbeit kamen, trauten sich nicht den Berg hinauf.

Unklar blieben zunächst die Umstände, unter denen der vermutlich von einem Querschläger getroffene Mann ums Leben kam. Der 27-Jährige wurde noch in ein Krankenhaus gefahren, starb aber auf dem Weg dorthin. 

Nach Ansicht zahlreicher Bewohner von Pavão-Pavãozinho trägt die Polizei Schuld am Tod des in der Favela bekannten und beliebten Mannes, der als „DG“ bekannt war und als Tänzer in der Fernsehshow „Esquenta!“ aufgetreten war. Freunde sagten der örtlichen Presse, Douglas sei mit der Polizei in Streit geraten, nachdem ein Motorrad eines seiner Kollegen – DG arbeitete normalerweise als Mototaxi-Fahrer – verschwunden war.

Nach dem Tod eines Mannes lieferten sich Favela-Bewohner Schlachten mit der Polizei – in bürgerlichen Vierteln Rios.  Foto: afp
Einem der Anwohner zufolge hat die Polizei das Motorrad konfisziert und behauptet, es sei geklaut. Douglas hätte darüber mit den Beamten einen Streit angefangen, sei deshalb festgenommen und an einen unbekannten Ort gebracht worden.

Eine andere Version besagt, der 26-Jährige habe in der Nacht vorher versucht, einem Schusswechsel zwischen Polizisten und Drogenhändlern in der Favela aus dem Weg zu gehen. Dabei sei Douglas mit einem Banditen verwechselt und verfolgt worden. In der Kinderkrippe, in der er sich versteckte, sei er dann von der Polizei gestellt und zu Tode geprügelt worden.
Douglas Rafael da Silva Pereira, der Mototaxi-Fahrer, der von einer Karriere als Tänzer träumte, pflegte auf seiner Facebook-Seite Fotos von sich mit den Prominenten zu posten, an deren Seite er auftrat. Sein letzter Eintrag stammt vom 8. April: „Friede und Liebe für alle Favelas von Rio de Janeiro – Schluss mit der Gewalt!“
Pavão-Pavãozinho war eine der ersten sogenannten befriedeten Favelas. 2009 rückte eine Polizeitruppe mit dem Versprechen ein, dort zu bleiben und sich nach der Art einer Bürgerpolizei zu verhalten – eine deutlich andere Strategie als die Rambo-Auftritte bei den Strafexpeditionen, die die Polizei früher gegen die Drogen-Bosse unternahm, wobei die Favela-Bewohner meist wie potenzielle Unterstützer der Verbrecher be- und oft misshandelt wurden.

Das neue Konzept hatte zunächst Erfolg, die Favela mit dem traumhaften Blick wurde – auch wegen ihrer Nähe zu den Touristen-Vierteln – ein beliebter Ort für Touristen. Aber die Drogenhändler sind trotz der Polizei noch – oder wieder – da. In jüngster Zeit, so die Erkenntnis der Polizei, hat in Pavão-Pavãozinho ein Dealer mit dem Spitznamen Pitbull das Sagen. Auf ihn sollen die neuerdings wieder häufigeren Schusswechsel in der Favela zurückgehen.

Quelle: Frankfurter Rundschau





AUTOR

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Share _ It